Publikum sang entfesselt mit

Publikum sang entfesselt mit

Chorgemeinschaft Cäcilia Zündorf gastierte in Philharmonie
von MARTHA ZAN
ALTSTADT-NORD. Schon 1870 trafen sich die Dorfbewohner von Zündorf zum gemeinsamen Singen. Im 137. Jahr ihres Bestehens stand die Chorgemeinschaft Cäcilia Zündorf mit ihren derzeit 75 Sängern nun schon zum 18. Mal in der Kölner Philharmonie auf der Bühne.
Barocke Klänge aus dem »Gloria in D-Dur" von Antonio Vivaldi gab es zum Auftakt des facettenreichen Nachmittagskonzerts. Und wenn der silbrig klare Sopran der Koreanerin Myung-Hee Hyun begleitet vom Oboisten Alexander Kleuver durch den Saal strömte, sah man das winterliche Venedig des Komponisten vor sich. Danach ging es weiter mit Auszügen aus dem „Messias" von Georg Friedrich Händel. Warm und golden klang die Altstimme von Claudia Darius beim Gotteslob der Weihnachtsgeschichte. Und als Franz Gehrisen (Bass) mit Trompeter Patrick Dreier die schallenden Posaunen Zions besang, da entfaltete sich die ganze barocke Pracht Händels.
Der Dirigent Christian Letschert-Larsson wollte den Zuschauern aber auch einen Moment der Besinnung gönnen mit dem Stück »Meditation" aus der Oper „Thais" von Jule Massenet. Die zehnjährige Judith Stapf entlockte ihrer Violine die blumigen Töne der französischen Romantik. Sie selbst reizen die Höhen und Tiefen, die das Stück beinhalten: „Wenn man anfängt zu spielen, dann fühlt man sich, als würde man wie ein Delphin bei Sonnenuntergang ins Meer tauchen, und auf der ganzen Welt ist Frieden." Judith Stapfs seidige Töne ließen die Zuschauer in die Welt ihrer Gedanken eintauchen.
Krönender Abschluss des Konzerts war eine musikalische Reise von dem a cappella gesungenen deutschen „Es ist ein Ros' entsprungen" ins nordische Schweden, weiter östlich auf die britische Insel mit „The shepherds came", in den spanischen und italienischen Süden und wieder zurück nach Deutschland mit „Menschen, die ihr wart verloren". Christian Letschert-Larsson drehte sich zum Publikum um, und die Besucher in der ausverkauften Philharmonie sangen entfesselt mit.
Im März 2008 leitet Christian Letschert-Larsson" schon seit zehn Jahren die Chorgemeinschaft Cäcilia Zündorf und die von ihm 2004 gegründete Kammerphilharmonie Rhein-Erft. Drei Viertel der Sänger des aus Laien zusammengesetzten Chores kommen aus Zündorf und setzen somit die Tradition einer singenden Dorfgemeinschaft fort. Auch für das Musizieren ist der gesellschaftliche Aspekt wichtig, findet Christian Letschert-Larsson: „Die Besonderheit des Chores sind vor allem seine hohe Lebendigkeit, seine Musizierfreude und seine Begeisterung. Sie singen wirklich aus Liebe zur Musik, und geben alles. Darum geht es eigentlich immer in der Musik." Chormitglied und Vorsitzende der Chorgemeinschaft Angelika Biergans, gibt das Lob an den Dirigenten zurück: „Er holt alles aus uns raus. Und ohne unsere professionelle Stimmbildnerin Silke Stapf könnten wir das nicht alles leisten."
Anlässlich des Jubiläums von Chorleiter Christian Letschert-Larsson wird. die Cäcilia Zündorf im November 2008 mit etwas ganz Besonderem auftreten: Carl Orffs »Carmina Burana."

Kölnische Rundschau vom 03.01.08
11.01.2008
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